Irren-Offensive Nr. 5

Protokoll einer Diskussion in der Irren-Offensive zum Psychiatrischen Testaments.

Argumente der Befürworter des Psychiatrischen Testamentes:

1) Das Psych. Testament ermöglicht eine psychiatrische Behandlung mit persönlichen Wünschen.
2) Das Psych. Testament könnte die Psychiater in Verwirrung und Hilflosigkeit stürzen lassen.
3) Psychiater führen den Willen der Irren aus.
4) Das Psych. Testament zeigt die Gefährlichkeit der Psychiatrie.

Argumente der Gegner des Psychiatrischen Testamentes:

1) Die eigene Gefährdung wird dokumentiert und festgeschrieben.
2) Das Psych. Testament macht die Psychiater zu rechtmäßig handelnden Personen.
3) Das Psych. Testament ist eine reformistische Angelegenheit.
4) Es erfolgt eine Stigmatisierung durch die Ausweiskarte, die stets mitgeführtwerden soll und die zur Einweisung in die Psychiatrie ermuntern könnte z.B. bei Unfällen mit Bewußtlosigkeit, oder bei Demonstrationen, Beschwerden und störenden Verhaltensweisen.
5) Das Recht der Psychiatrie auf psychiatrische Zwangsmaßnahmen ist durch Nicht-Vorhandensein des Psychiatrischen Testaments indirekt geschützt
6) Es findet eine Selbsterniedrigung durch die Anerkennung der eigenen scheinbaren Machtlosigkeit, der Obrigkeitsgläubigkeit statt.
7) Anerkennung des Unrechtsstaates
8) Selbstverständlichkeiten zu fordern wie z.B. Ich will nicht erschossen, gefoltert, fixiert, gequält usw. werden, führt zur stillen Anerkennung der unerwünschten Handlungen.
9) Andere sogenannte Alternativen zur Behandlung kommen durch das Psych. Testament nicht in Betracht, werden verschwiegen, oder als nicht in vorhanden erklärt. 10) Anerkennung des Monopols der herrschenden Institution.
11) Das Psych. Testament verhindert Selbstbetätigung und eigen Verantwortung.
12) Jede Mindestforderung 34 verhindert die Entwicklung und Einrichtung längst vorhandener menschenfreundlicher Umgangsformen.
13) Es entsteht noch mehr Bürokratie.
14) Das Psych. Testament kostet Geld.
15) Die Anwaltskosten können bei Verhandlungen teuer werden.
16) Das Psych. Testament unterstützt die Rechtsanwälte und erweitert ihre Macht.
17) Das Psych. Testament erkennt den nor-malen, von sich selbst entfremdeten Men-schen an.
18) Anerkennung des Rechtsstaates, als ob er etwas anderes sei als seine Willensaus-übung durch die Psychiatrie.
19) Das Psych. Testament bewegt sich wert ab vom Hauptziel: Die Zerschlagung der Herrschaftsverhältnisse.
20) Die Inhaberin eines Psych. Testaments gefährdet ihre Mitmenschen, die kein Psych. Testament haben.
21) Gefahr der individualistischen, persönli-chen, verniedlichenden Bewerkstelligung des Problems.
22) Gefährdung der Solidarität (Rettung der eigenen Person).

Weitere Argumente der Befürworter des Psychiatrischen Testamentes:

5) Das Psych. Testament kann eine konkrete Hilfsmaßnahme gegen die Zwangsmaßnah-men der Psychiatrie im Hier und Jetzt sein.
6) Der Einsatz des Psych. Testamentes stellt eine Kontrolle der Arbeit der Psychiater dar.
7) Rechtsanwälte und Psychiater müssen gegeneinander antreten.
8) Oftmals kennt frau/man sich mit den neuesten Psychiatriegesetzen nicht gut aus. Ein "Experte" wird auch von der Institution ernster genommen.
10) Der Psychiatrie- Bedrohte muß selber konkrete Schritte zu seiner Absicherung in die Hand nehmen und wird sich gegebenen-falls über seine Situation klarer.
11) Es kann eine gewisse Beruhigung dar-stellen, eine Vorsichtsmaßnahme getroffen zu haben und eine "Autoritätsperson" (Rechtsanwalt) für die eigenen Belange ein-treten zu lassen.
12) Das Psychiatrische Testament trägt das Verbrechen der Psychiatrie in die Öffentlich-keit.
13) Die Gefährdung der eigenen Person wird realistisch eingeschätzt.

Alternativen zum Psychiatrischen Testament

Schon bevor frau/man in die Psychiatrie ein-geliefert wird, könnte der Kampf um die Menschenrechte geführt werden. Auch Nicht-Psychiatrie- Betroffene könnten mitmachen. Verhandelt werden kann direkt mit den Psychiatern. Bei Anwesenheit von Zeugen mußte das Menschenrecht in Bezug auf den Willen des gegebenenfalls Internierten schriftlich behandelt werden. Die Willensäußerung.des Betroffenen oder Nicht- Betroffenen könnte sein: Ich will unter keinen Umständen / niemals in die Psychiatrie eingeliefert werden.


Forderung: Festschreibung von Menschenrechten für alle Psychiatrie- Internierten - ein "absurde" unterfangen -

1) Recht auf körperliche, geistige und seelische Unversehrtheit, d.h. keine "medizinische" Maßnahme ohne Einwilligung bzw. Zwangseinwilligung (wie üblich).
2) Ausführliche Aufklärung über Behandlungsmethoden, Wirkungen und Nebenwirkungen von Psychopharmaka
3) Recht auf freie Arztwahl
4) Recht auf Aussageverweigerung
5) Recht auf ordentliche Gerichtsverhandlung mit freier Rechtsanwaltswahl
6) Recht auf Stille und Einsamkeit
7) Recht auf Spaziergänge im Freien
8) Recht auf menschenwürdige Umgangsformen

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