Irren-Offensive
Nr. 14
- PatVerfü knackt Zwangspsychiatrie -
Danke
Herr Regisseur
Offener
Brief: Dies
ist der Ausgangspunkt für folgende 4 historische Fehler, und wir
müssen Ihnen unterstellen, diese in ideologischer Absicht begangen
zu haben: b) Wo soll ein überlebendes Opfer der Aktion T4 danach den Beruf der Mörder seiner Brüder und Schwestern angenommen haben? Wenn das Stück ein Opfer zu einem angeblichen Arzt „Dr. Karl Niemand“ stilisiert, kann das nur als Versuch gewertet werden, die Schuld der Ärzte als Täter zu relativieren, wenn nicht sogar ganz zu verleugnen. Warum sonst wird dieser künstlerische Missgriff eines Opfers in der Täterprofession vorgenommen? c) In dem Stück wird Tötung auf Verlangen und die Mordaktion von 1939-1948 auf eine Ebene gestellt. Weil wiederum, und noch einmal, beides mit dem Wort „Euthanasie“ bezeichnet wird, verstärkt der Autor des Stückes und Sie als Regisseur den Ärzte-Nazi-Gebrauch dieses Wortes, indem sie ebenfalls suggerieren, die Mordaktion könnte überhaupt „Euthanasie“ genannt werden: Sie adoptieren damit nochmals die Absicht der Nazidarstellung, die suggerieren sollte, dass die Ermordeten doch eigentlich umgebracht werden wollten. So geistesgestört wie die Opfer angeblich waren, konnten sie nur nicht ihren wirklichen, vernünftigen Willen einsehen, von ihrer „Ballastexistenz“ befreit sein zu wollten. Nur diesem vernünftigen Willen, der am „eigentlichen“ Wohl orientiert ist, wurde Hilfestellung gegeben. Diese zynische Verdrehung der Sprache und Negierung des tatsächlichen Willens der Betroffenen begünstigt das Stück, und lenkt damit den Blick von der ungebrochenen Kontinuität des ärztlichen Terrors der Zwangspsychiatrie ab. Deren unveränderte Aufgabe ist das Brechen des Willens ihrer Opfer und Zwang zum Geständnis der „Krankheitseinsicht“, der mit folterartigen Mitteln auch heutzutage noch verfolgt wird. Von einer zweiten Aufgabe der Misshandlung wird so ebenfalls abgelenkt: von der Beseitigung der Zeugen der Verbrechen – der hauptsächliche Grund, warum Friedrich Zawrel jahrzehntelang von dem Psychiater Dr. Heinrich Groß weggesperrt und misshandelt wurde. Diesen
Grund hat Horkheimer während seiner Emigration in Amerika gesehen,
als er schon am 28. August 1941 an Adorno schreibt: d)
So wirkt das Stück in der augenblicklichen Debatte um die Wirksamkeit
einer Patientenverfügung verklärend statt aufklärend. Vorgeblich
warnend wird auf „Euthanasie“ verwiesen. Dabei wird verdunkelt,
welcher Unterschied ums Ganze zwischen Mord und Tötung auf Verlangen
besteht. Genauso soll der Unterschied zwischen Tötung auf Verlangen
und der Verbindlichkeit einer Anweisung einer/s Betroffenen, medizinische
Behandlung zu unterlassen, verdunkelt werden. Diesen wesentlichen Unterschied
zu negieren und beides gleichzusetzen, läuft darauf hinaus, dafür
zu werben, dass der Arzt, und eben nicht der Patient das letzte Wort haben
soll. Damit soll die gängige Praxis erhalten bleiben, dass Ärzte
nahezu jederzeit so gut wie jeden Patienten mit einem psychiatrischen
Konzil wegsperren lassen können. Dann wird das Opfer zwangsbehandelt
und zur endgültigen Unterwerfung in Krankheitseinsicht und Compliance
entmündigt. Zur Täuschung aller Beteiligten wird diese Kolonialisierung
„Betreuung“ genannt. *siehe
Henry Friedlander: „The Origins of Nazi-Genocide” |