Irren-Offensive Nr. 5
REZENSION
Uta Wehde
"Das Weglaufhaus Zufluchtsort für Psychiatrie-Betroffene"
Uta Wehde ist Mitglied des "Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V.". Sie hat fünf Irren-Offensive-Mitglieder also "organisierte" Psychiatrie-Betroffene aus ihrem eigenen Projekt rausgeschmissen, aus dem obigen Verein, und dann besitzt sie die Frechheit auf Seite 116 des genannten Buches zu schreiben:
Zitat:"Auch ein Weglaufhaus könnte als 'therapeutisch' abgelehnt werden, denn hier helfen Menschen anderen, die mit speziellen Problemen konfrontiert sind, evtl. gegen Bezahlung. Doch solange die Psychiatrie-Betroffenen nicht selbst diese Unterstützung organisieren, wäre es bedenklich, denjenigen Nicht-Betroffenen, die eine solche Einrichtung mit aufbauen, ihre zugrundeliegenden humanitären und antipsychiatrischen Motive zum Vorwurf zu machen."
Ah...! Nein...! Das darf nicht wahr sein! Das gibt's gar nicht! Doch es stimmt! Scheiße! Uta Wehde ist nicht-betroffene Psychologin. Das Buch "Weglaufhaus" ist ihre Doktorarbeit, die sie geschrieben hat, um diesen "ExpertInnenstatus" den sie ablehnt, zu ergattern. Sie hat bestimmt eine gute Note dafür bekommen, denn sie besitzt die Grundausrüstung aller guten Psychologinnen: sie kann unerschrocken schwätzen, wie folgender Zitat beweißt.
Seite 11: "Meine methodische Vorgehensweise orientiert ich an der Evaluierungsforschung, eine in den USA entstandene Forschungsrichtung, die darauf abzielt, durch den Einsatz unterschiedlicher, sowohl quantitativer als auch qualitativer Methoden soziale Programme zu bewerten. Der Begriff soziales Programm kann sich auf verschiedenes beziehen; auf Institutionen in ihrer Gesamtheit wie z.B. eine Beratungsstelle, auf bestimmte Therapieformen, auf unterschiedliche Lehrmethoden etc.
In der Evaluierungsforschung werden zwei Evaluierungsarten unterschieden: Die summative (zusammenfassende) Evaluierung verfolgt den Zweck, allein über die Effektivität eines Programms Aussagen zu machen. Die formative (gestaltende) Evaluierung setzt sich demgegenüber zum Ziel, das Programm selbst zu erkunden und zu beschreiben, um Verbesserungsmöglichkeiten zu erarbeiten, stärken und Schwächen herauszufinden etc. (Weiss, 1974).
In der Evaluierungsforschung herrscht immer noch ein positivlstisches Wissenschaftsverständnis vor, das dem Ideal des klassischen Experiments und der quantitativen Forschungsmethoden verpflichtet ist. Der Begriff des Programms beinhaltet auf diesem Hintergrund die Vorstellung, Kausalitäten im Sinne der unabhängigen (das Programm) und abhängigen Variablen (die ProgrammteilnehmerInnen) herstellen zu Können - und bei ausreichender Variablenisolation- dessen Effekte messen zu Können. Auch ich verwende aus Darstellungszwecken die Begriffe Progamm und Programmteile. Im Genensatz zu den positivlstischen Verständnis steht der von mir verwendete Begriff Weglaufhaus-Programm auf die komplexe Wirklichkeit, das Angebot und das Geschehen In Utrechter Weglaufhaus, das in keiner Weise automatisch abläuft oder determinisch im Sinne einer unabhängigen Variable Programm auf die Bewohnerinnen wirkt.
Ich wollte das Weglaufhaus-Programm verstehen, lebte daher mein Vorgehen an eine formative Evaluierung an und setzte qualitative Forschungsmethoden ein, denn nur diese öffnen den Weg zu Erkenntnissen sozialer Wirkllchkeiten. Qualitative Evaluierungsstudien machen es erforderlich, daß die ForscherInnen von Beginn bis zum Ende an Programm teilnehmen und dessen Alltag erleben. Da es mir nicht möglich war, länger als eine Woche im Utrecher Weglaufhaus zu sein, ist das erhobene Material vergleichsweise fragmentarisch. Aufgrund der Gespräche und Interviews, die ich in dieser Woche geführt habe, und aufgrund unterschiedlicher Erlebnisse und Eindrücke haben sich dennoch Wirklichkeit augetan, über die Ich berichten werde - oben damit jedoch behaupten zu wollen, das Leben von Weggelaufennen vollständig zu kennen."
Das ist ein Haufen Mist!
Jeffrey M, Massen im Vorwort zum Buch nennt so etwas; "Uta Wehdes Buch ist ein sehr wichtiger Beitrag zu dieser immer stärker werdenden Suche nach Wahrheit."! Glve us a break Jeff!Was Ufa Wehde hier sagen will ist, daß sie nur E. I.N.E Woche lang im Utrechter Weglaufhaus war. Diese Tatsache ist ihr so peinlich daß sie statt einen Satz zu schreiben uns diese Verwirrung auftischt. " -ohne damit jedoch behaupten zu wollen, das Leben von Weggelaufenen vollständig zu kennen." Diese Frau war im Weglaufhaus für E.I.N.E (uno,one,odin,a haon.un,"1") volle Woche und sie findet sich genötigt derartiges zu schreiben. Na, was sie nicht sagen Frau Wehde.
Frau Wedhe führt uns übers Meer in die U. S. A. (wohin sonst?) um uns diese 'Evaluierungsforschung' Hokuspokus ins Augen zu streuen. Der einzige Kern der Ratlonalität dieses Hokuspokus ist eben, daß mensch bei dem zu forschenden Objekt von Anfang bis Ende dabei sein MUß!!!
Frau Wehde war in einem Projekt das mehrere Jahre andauert und noch nicht zu Ende ist, E. I.N.E Woche, und TROTZDEM hat sie den Nerv zu behaupten diesen Unfug verwendet zu haben.
Seite 19: "Nutzer"-Kontrolle als Weg aus dem Dilemma sozialer Kontrolle."
"Die Frage nach den Bedürfnissen der Betroffenen wird für das gesamte Buch einen wichtigen Orientierungspunkt darstellen. Ich werde das emanzipatorische Interesse der Betroffenen herausarbeiten...Eine radikale Orientierung an den Bedürfnissen der Betroffenen bei einer qualitativen Umgestaltung des psychosozialen Systems ist unabdingbar. Das Problem...in Bereich Psychiatrie kann nicht gelöst werden, wenn nicht Möglichkeiten für eine Kontrolle durch die "NutzerInnen" geschaffen werden. Wie sich die psychosoziale "Versorgung" auch weiterhin entwickelt, wie viele neue Institutionen auch entstehen mögen, über ihr wird immer das Damokles-Scbwert der sozialen Kontrolle hängen bleiben, wenn die Professionellen ihre Handlungen nicht über eine Befragung der 'Nutzer Innen' absichern. Denn letztlich können nur die Betroffenen selbst, als 'Nutzer', entscheiden, was sie von den Angeboten der Professionellen halten und welche sie als hilfreich erleben. Ich gehe davon aus, daß Professionelle, die ein Interesse daran haben, Betroffene bei der Bewältigung von Problemen zu unterstützen, gleichzeitig daran interessiert sind, möglichst wenig Kontrolle über und Zwang auf andere Menschen auszuüben. Es gibt viele im psychosozialen Bereich Tätigige, die die Gefahr sozialer Kontrolle sehen und reflektieren, aber eine radikale "Nutzer"-Kontrolle mit Vorbehalten betrachten. Sicher wäre diese keine bequeme Lösung, aber sie ist der einzige Weg zu einer psychosozialen Praxis, die den Bedürfnissen der Betroffenen entspricht, was wiederum auch "ExpertInnen"-Handeln legitimiert. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Vor allem muß der noch diffuse Begriff der "Nutzen-Kontrolle in bezug auf die Umsetzung in die Praxis gefüllt werden. Kontrolle durch die "NutzerInnen", aber wie?"
Betroffene! Betroffene! Betroffene! Alle Macht den Betroffenen! Aber nein: Frau Wehde glaubt "User-Control" mit "'Nutzer'-kontrolle" richtig übersetzt zu haben. Aber der Unterschied zwischen "User-Control" und "'Nutzer'-Kontrolle" ist der Unterschied zwischen den Wildecker Herzbuben und den Sex Pistols. Wie dieser Unterschied konkret aussieht kann mensch an folgenden zwei Briefen sehen.
Am 03.07.1990 schrieb die Irren-Offensive einen Brief an den "Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V."
03.07.1990
Forderung der Irrenoffensive in bezug auf das Weglaufhaus
Wer im Weglaufhaus arbeitet, muß das Vertrauen der Irrenoffensive haben.
Die Mitarbeiterinnen im Projekt Weglaufhaus sollen ebenfalls das Vertrauen der Irrenoffensive genießen. Wir weisen nachdrücklich darauf hin, daß bislang Bestimmung war, daß Mitarbeiterinnen sich in der Irrenoffensive vorstellen müssen.
Diese Bestimmung ist nicht aufgehoben und kann auch nicht von Leuten umgangen werden, die sich hätten vorstellen müssen, es aber bislang nicht getan haben. Alle diese Leute sollten das jetzt nachholen.
Die Akten zum Projekt Weglaufhaus werden in der Irrenoffensive deponiert, damit sich Betroffene hier informieren können und auf dem Laufenden sind.
Wir schlagen weiterhin vor, daß an Stelle einer GmbH die Irren-offensive das Geld auf ein Spendenkcnto überwiesen bekommt. Dies ist kostensparend, schnell und ohne großen Zeitaufwand machbar; eine Zweckentfremdung ist ausgeschlossen.
Der Brief war unterschrieben von 24 Psychiatrieüberlebenden. Die Antwort kam kurz danach:
Antwort der Weglaufhausgruppe auf das Schreiben vom 3. 7. 1990
1. Wir brauchen die Ordner selber!
2. Die Million war von Anfang an für den Kauf eines Hauses bestimmt.
3. Die MitarbeiterInnen im Weglaufhaus stellen sich in der Irrenoffensive vor, wenn sich das Verhältnis zwischen Weglaufhausgruppe und Teilen der I.0. wieder entspannt hat. (Vorstellung heißt auch bei guten Beziehungen nicht, daß das Plenum der Irrenoffensive über Einstellung/Ablehnung von MitarbeiterInnen bestimmt.)
Für eine sinnvolle Zusammenarbeit wäre es sehr wünschenswert, wenn sich auch die MitarbeiterInnen der Irrenoffensive der Weglaufhausgruppe vorstellen würden.
i. A. Berlin, d. 28.7.90
Die Antwort tragt die Unterschrift von Uta Wehde !!!!!