1. Ziel des Tribunals
ist der Angriff auf die Zwangseinweisung und Zwangsbehandlung, und
einen medizinischen Begriff von Verrücktheit, der zur Folge hat, daß
Menschen der Kern ihrer Würde - die Selbstbestimmung - von medizinischen
Akademikern ohne Straftatbestand abgesprochen werden kann. Mit deren Menschenbild
und Interesse, Geld zu verdienen, arbeitet die Justiz als Komplize und
legalisierende Instanz zusammen; so ist Psychiatrie der große gesellschaftliche
Bereich, der sich der gesellschaftlichen Kontrolle, der sonst jede exekutive
Gewalt im demokratischen Rechtsstaat unterworfen ist, entzieht.
Psychiatrie ist eben keine Justizvollzugsanstalt, sondern der freien
Willkür der Mediziner ausgesetzt, mit so unzivilen Vollmachten, wie
körperliche Züchtigung (Fixierung) und Verwendung von persönlichkeitsverändernden
Drogen. All dies steht in diametralen Gegensatz zu der freiheitsschaffenden
Funktion eines modernen demokratischen Staates.
Dem soll eine Konzeption der Verrücktheit entgegengesetzt werden,
die sich mit Foucaults Begriff des Wahnsinns auseinandersetzt.
2. Realisierung des Tribunals
Ankläger:
Thomas S. Szasz (Syracuse, N.Y.)
Philosoph Dietmar Kamper
Soziolgogin Gerburg Treusch-Dieter
Jurist/Politologe
W-D. Narr
u.a.
Der Antrag der Anklage:
Jury:
Menschen, die persönliche Erfahrung mit der Gewalt der Psychiatrie
gemacht haben, ausgewählt von der Irren-Offensive bzw. der Vorbereitungsgruppe
des Tribunals
u.a. Kate Millett
Tagungsort:
-Berlin mit T4 als konsequentem Abgrund „moderner" Medizin.
„Nicht die Nazis haben die Ärzte gebraucht, sondern die Ärzte
die Nazis" (Ernst Klee).
Als Vorbereitungsgruppe ist die Freie Universität in Zusammenarbeit
mit dem Werner-Fuß-Zentrum am Ort.
Termin:
19./20./21.2 ´98, kurz nachdem am 1.1.´98 in Deutschland
der ICD-10 Code mit der psychiatrischen Nomenklatur als verbindlicher Teil
der Diagnose eingeführt wurde.
Das Coloquium stellt einen transdisziplinären Rahmen zur Verfügung,
in dem Vertreter unterschiedlicher Disziplinen ihren Beitrag zur Analyse
der psychiatrischen Konstruktion von "Gesundheit" und "Krankheit" vorstellen
werden. Die Diskussion des Colloquiums soll der Vorbereitung des Foucault
Tribunals zur Lage der Psychiatrie dienen