Da ab 1.1.97 ja freie Wahl der Krankenkassen gilt, und diese sowieso recht
überschuldet finanziert sind, rufen wir zur Organisation der Gründung
eine Krankenversicherung auf, die
1. erklärtermaßen stationäre Aufenthalte in der Psychiatrie
nicht mehr finanziert. Gefängnisse sind ja auch frei und werden vom
Staat finanziert, wenn er schon meint, einsperren zu müssen.
2. Optional werden Psychopharmaka zu erhöhter Prämie finanziert,
Haschisch dagegen gibts auf Rezept frei.
3. Als sinnvolle Zusatzleistung im Gegensatz zu anderen Kassen, wird
eine Patientenrechtsschutzversicherung inkludiert, die, wie die
Gewerkschaft, alle irgendwie aussichtsreich erscheinenden Rechtsstreitigkeiten
bei medizinischen und Zwangsunterbringungs Fragen, bezahlt.
Ärzte werden beim Vorzeigen unseres Versicherungskärtchens
sofort ihr Bestes geben und viel weniger rücksichtslos behandeln.
Da das jede/r sich auch gleich ausmalen kann, wird ohne Werbung, alleine
durch die redaktionelle Berichterstattung ein lawinenartiger Genossenschaftbeitritt
erfolgen.
Damit können wir selbst wenn das Vorhaben sich nicht vollständig
realisieren lassen sollte, zumindest politpädagogisch erreichen, daß
offensichtlich die Macht der Ärzte willkürlich (da nicht
durch Rechtsschutz rechtlich überprüfbar) ist und stationäre
Psychiatrie eben reine Ordnungsmacht ist, zu deren Bezahlung uns der Staat
durch Pflichtleistung (welch absurde Konstruktion!) zwingt.
Der Bedarf für diese Patientengenossenschaft wird riesengroß sein, denn die Wissenschaftsgläubigkeit hat sich sehr verringert und die Bereitschaft davon auszugehen, daß Ärzte Fehler machen, ist groß geworden. Dann werden Ärzte eben auch einer rechtlichen Prüfung ihres Handelns öfter Stand halten müssen. Patientenorientiertes Handeln ohne „wissenschaftliche" Rückendeckung wird eher die Regel, also haben wir sogar on Top of that auch noch etwas moralisch Gutes getan.
Falls der Mut und das Organisationstalent für solch ein Unternehmen letzendlich nicht hinreichend sein sollten, so kann auch ein vielfaches Anfragen nach Reduzierung der Prämie für Nichtleistung bei stationären Psychiatrieaufenthalten eventuell eine Kasse zur Änderung ihrer Politik veranlassen.