Eine Einladung vom Vatikan, an uns, die Ver-rückten vom Dienst, und
das kein Irrtum!
Das müßte doch die Chance für Leonardell und mich sein, endlich
dem Papst mal klar machen, wer der Sohn Gottes ist: Leonardell oder ich? Das
Problem lösen wir dort, wenn die anderen Besucher des Kongresses „In
the Image and Likeness of God, always? Disorder of the human mind" zusehen,
wie wir die Psychiater des Hauses Gottes verweisen, der andere Sohn Gottes
hat da ja zu seiner Zeit ein gutes Vorbild gegeben, als er die Geldwechsler
aus dem Tempel vertrieben hat. Und sollte der Heilige Vater unsere Tat auch
nicht würdigen, getan zu sein ist Grund genug, spätere Verehrer
würden uns bestimmt bewundern, dafür sitzen wir auch ein paar Wochen
Psychiatrie in Italien auf einer Backe ab.
Gesagt, getan, Flug gebucht und Propagandamaterial vorbereitet. Es gibt ja auch einiges zu sagen, außer der geplanten Tat. Always? Die Frage darf gestellt werden? Das ist genau die eine Frage zuviel, die eben nicht gestellt werden darf, sonst kann wieder „entartet" gedacht werden, und schwupps die wupps, da war doch mal die Gaskammer, T4, gerade hier in Berlin erinnern wir uns gut daran.
Also zumindest das Ausrufezeichen müssen wir kommunizieren, wenn unsere
heiligen Freunde von den Psychiatern schon so umgarnt sind, daß sie
sich dazu verleiten lassen, den Kongress mit einem Fragezeichen einzuladen.
Ja, die katholische Kirche soll unser Verbündeter sein? Wer hätte
das vor ein paar Jahren gedacht, als die Wissenschaftsgläubigkeit auch
bei uns noch tief verankert war, die war doch gerade zur Emanzipation gegen
die Macht des Klerus und der Kirche bemüht worden, damit konnten wir
doch endlich den lieben Gott im Jenseits lassen und vergessen. Der Klerus
als Verbündeter? Ein schwieriger Fall von Autoritätsgläubigkeit
an einen älteren kinderlosen Herrn aus Polen? Aber jetzt wirds spannend:
Wem glaubt dieser Verein mehr - seiner eigenen Geschichte , seinen Verrückten,
die er heilig gesprochenen hat, die mit dem ganzen Inventar desse, was Ver-rückte
so drauf haben- Stimmen hören, selbst verletzen, Visionen haben, vergeistigt
sein?
Oder den Psychiatern, die erklären: das kriegen wir weg, wir haben schon
ganz tolle Erfolge, mit Therapie de Luxe, mit bunten Pillen, bitteren Drogen,
das haben wir bis jetzt bei jedem, der uns in die Finger gefallen ist, in
den Griff gekriegt.
So guten Mutes war die Enttäuschung bitter; die sind ganz schlau beim Vatikan, die haben einfach statt der von uns erwarteten 400 - 500 Besucher der Audienz und des Kongresses 3-5000 Leute in eine Riesenhalle mit 7000 Sitzplätzen geladen. Da wird alles marginal, was wir zwei veranstalten könnten, da gucken höchstens zwei-, dreihundert und jede Aktion verpufft.
Um es kurz zu machen: Rom war Ende November wunderschön, so leicht chaotisch
und undeutsch. Enttäuschend: leider keine Fellinische Modeschau im Vatikan.
Es wird einen Reader mit allen Vorträgen geben, die hintereinander weg,
ohne jegliche Diskussion vom Podium herunter gehalten wurden. Es waren ein
paar darunter, die könnte man ruhig noch mal nachlesen. Und die Psychiater
haben uns bei Ihrem letzten Weltkongress in Madrid zu Partnern erklärt!
Ausgerechnet Leonardell und mich! Wie die das nun wieder machen wollen, nach
T4? Nach den Hirnschnellschnitten, um mal am frisch Vergasten innen und außen
studieren zu können? Da hätten wir zu siebent oder mehr und entschlossen
eine Chance gehabt: Auf einmal das Podium gestürmt, wären ein oder
zwei durch die Sperren gekommen und am Micro auf der Bühne hätten
wir, egal wer von uns, die Partnerschaftserklärung eingefordert und unsere
Mündigkeit verkünden können, was einem weltweiten Auditorium
zu denken gegeben hätte.
Na und Karl-Heinz haben wir getroffen, der ist unser Zeuge, wir haben
das am Ende abgedruckte Flugblatt in 24 Sprachen verteilt!
Aber wo ist Leonardell?
Gerade war er noch da!
Haben die Schweizergarden ihn verhaftet?
Wo bist Du?
Hoffentlich hast Du Dich nicht gewehrt, und sie haben Dich mit ihren Lombarden
aufgespießt!!!
Nach einer ¼ Stunde verzweifelter Suche: die Polizei bringt ihn in die Halle zurück, sie hatten ihn festgenommen und die restlichen Flugblätter beschlagnahmt, aber der Übersetzer hat ihr wohl klar gemacht, daß er in friedlicher Absicht, als potentieller Verbündeter des Papstes gekommen ist.
Jetzt denkt sich der Leser wieder: so aberwitzig können nur Leonardell
und Johann von Leyden sein.
Tjüs bis zur nächsten Märchenstunde.
Ach ja, Leonardell hat die Worte von Wojtila noch auf Tonband aufgenommen.
Er hat uns alle gesegnet!